
Der Artikel beschreibt, wie Sie Priorisierung in IP-Phones und Softphones implementieren. Der erste Artikel der Serie beschrieb Priorisierungsverfahren allgemein.
Priorisierung in Clients
Definition der Priorisierung im IP-Telefon
Ein IP-Telefon (auch: Tischtelefon, Hardphone, Desktop Phone) unterstützt mindestens ein LAN-Port, über das es mit anderen Geräten kommuniziert. Je nach Fabrikat unterstützt die Software des Apparats eine Priorisierungsmethode der OSI-Schicht 2 oder der OSI-Schicht 3. Da hier der Apparat ein eigenständiges Gerät ist, kann dem Gerät auf einfache Weise die Priorisierung zugeordnet werden. Details dazu finden Sie im Handbuch Ihres Produkts.
Definition der Priorisierung im Softphone-Client
Die Client-Software läuft in einem Personal Computer, einem Notebook, Tablet oder Smartphone. Die Software ist für die jeweilige Betriebssystem-Version des Gerätes auszuwählen und dort zu installieren.
Da am Computer viele Anwendungen laufen, die nur geringe Priorität im Netzwerk benötigen, ist eine generelle Priorisierung des gesamten Datenverkehrs des Computers nicht sinnvoll.
Kann eine selektive Prioritätszuordnung pro Anwendung erfolgen? Ja! Und nicht nur das.
Die Priorisierung in der OSI-Schicht 2 (IEEE 802.1Q) ist im Microsoft Windows-Betriebssystem konfigurierbar.
Folgende Voraussetzungen sind im Host zu erfüllen:
» Netzwerkadapter und Gerätetreiber unterstützen IEEE 802.1p/Q
» Die Option IEEE 802.1p/Q wird unterstützt und ist freigegeben
» Die Servicetypen sind in den Gruppenrichtlinien definiert und freigegeben
» Kunden-spezifische Werte wurden konfiguriert
Quelle: https://msdn.microsoft.com/zh-cn/library/cc728211(v=ws.10).aspx
Die Priorisierung in der OSI-Schicht 3 (Differentiated Services, DiffServ) ist sehr granular definierbar, und zwar in Abhängigkeit von:
» Sendender Anwendung und dem Directory-Pfad (z.B. bei URL-basierender Regel)
» Quell- und Ziel-IP-Adressen, inkl. IPv6-Präfixe
» Quell- und Ziel-Ports und Port-Bereiche
» Transportprotokolle Transmission Control Protocol (TCP) oder User Datagram Protocol (UDP)
» Spezifische Gruppen von Benutzern oder Computer (Einrichtung über Gruppenrichtlinien)
Ein typischer DSCP- (Differentiated Services Code Point) Wert für Voice over IP: 46
Wie lässt sich das einrichten? Über Gruppenrichtlinien lässt sich der Computer mit Microsoft Windows-Betriebssystem konfigurieren. Beachten Sie, dass diese Einstellungen für Microsoft Windows 10 laut Webseite gelten. Ihre Einstellungen Ihrer Betriebssystemversion sind möglichweise andere.
Quelle: https://technet.microsoft.com/en-us/library/dd919203(v=ws.10).aspx
Definition der Priorisierung im Wireless Local Area Network (WLAN)
Beachten Sie, dass eine Priorisierung speziell in Wireless Local Area Networks (WLANs) wichtig ist, da sich dort mehrere Geräte einen Funkkanal teilen und naturgemäß Bandbreitenengpässe eher auftreten als bei drahtgebundenen LANs. Dazu ist die Priorisierung im WLAN-Access Point erforderlich und zu aktivieren.
Weiters sollten Sie auf ausreichende Flächendeckung, störungsarme Frequenzkanäle und hohe Signalstärke des WLAN-Signals achten. Die Erfahrung hat gelehrt, dass einwandfrei funktionierende WLANs für Datenübertragungen keine Garantie für hohe Qualität von Sprachverbindungen sind. Häufig sind weitere WLAN-Access Points erforderlich.
VoIP-Readiness-Tests bei Kunden haben gezeigt, dass die Sprachqualität ohne Priorisierung für den Endanwender nicht akzeptabel ist.
In den folgenden Artikeln beschreibe ich, wie Sie Priorisierung in den Netzwerkelementen einrichten können.
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Weitere Informationen
Seminare:
Unified Communications-Technologie – Teil I
Unified Communications-Technologie – Teil II
Unified Communications: Anforderungen an Netze
Seminarunterlagen:
Einsparungspotentiale der IP-Telefonie
Corporate Telephony Strategies for Enterprise Customers and Organizations (englisch)
Weitere Bücher von Ronald Schlager:
Siehe Buchthemen
Über den Autor
Ronald Schlager ist unabhängiger Trainer, Consultant, Buchautor und Blogger mit den Schwerpunkten Kommunikationstechnologien und deren Anwendungen.
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